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Der Fallensteller

Thriller

Erschienen am 20.08.2007
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783809024729
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 22.1 x 14.7 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Suche nicht den Fremden - er wird dich töten! Sie ist der "Engel der Suchenden". Ihre Lebensaufgabe: Adoptivkinder mit ihren leiblichen Müttern zusammenzuführen. Ihr größter Wunsch: ihren eigenen Sohn wieder in die Arme schließen zu dürfen. In den vielen Jahren ihrer Arbeit hat Suzanne Trayle viel Leid und viel Freude erlebt. Und sie hat Informationen über suchende Mütter und gesuchte Kinder gesammelt. Jetzt allerdings stellt ein wahnsinniger Serienkiller Frauen, die ihre Kinder weggegeben haben, tödliche Fallen. Und dazu braucht er Suzannes Daten. Er holt sie sich auf schreckliche Weise. Doch Suzanne überlebt, noch lässt der "Fallensteller" die einzige Mitwisserin seiner blutigen Vendetta am Leben. Und er behauptet zu wissen, wo Suzannes Sohn ist. Der verzweifelten Frau bleibt kein anderer Ausweg: Sie muss ihm selbst eine Falle stellen. In einem abgelegenen Haus wartet sie auf ihren Peiniger. Doch längst ist er ihr einen Schritt voraus ...

Leseprobe

Prolog

Paul Simons Lied geht mir im Kopf herum. Das über die Wiedervereinigung von Mutter und Kind. Das ist nichts Neues. Ich könnte es wahrscheinlich im Schlaf singen. Ich habe es vermutlich schon im Schlaf gesungen.
Es ist ein wunderschöner Tag. Sie haben Regen vorhergesagt, aber am Himmel ist kein Wölkchen zu sehen. Bald wird es jede Menge regnen. Es ist bereits Oktober. Ich habe Katie im August aufgespürt, aber es hat eine Weile gedauert, bis ich alles vorbereitet hatte. Als ich das erste Mal hierherkam, waren die Rasenflächen und Bäume noch grün. Nun liegen Blätter so groß wie meine Handteller überall auf dem Gehsteig.
Sie wohnt in einer hübschen Straße. Wie aus einem Film von Frank Capra. Linker Hand verläuft tatsächlich ein weißer Lattenzaun. Es ist nicht ihrer, aber er ist trotzdem nett, und ich kann nicht anders, als mit den Fingern darüberzustreichen.
In mancher Hinsicht habe ich das Gefühl, Katie Wilkins bereits zu kennen. Ich habe sie aus der Ferne gesehen und sogar mit einem Teleobjektiv fotografiert. Ich bin ein Meister, was heimliche Aufnahmen betrifft. Und sie ist ein großartiges Motiv, wirklich süß. Alles an ihr ist süß: das Haar, die Figur, die Kleidung. Man versteht leicht, wie diese Katie als Teenager 'in Schwierigkeiten geraten' konnte. Warum sie es immer noch könnte.
Ich habe meine Hausaufgaben in Bezug auf sie gemacht. Sie ist Single, keine Kinder, lebt allein. Es ist besser so, für sie und für mich. Es wird keinen Ehemann geben, dem die Augen aus dem Kopf fallen, keine Kinder, die einen Haufen dumme Fragen stellen.
Als ich das Haus erblicke, an dem ich schon neunmal vorbeigefahren bin, kann ich mich nur mühsam beherrschen, nicht loszurennen und an die Tür zu klopfen. Das macht die Vorfreude. Sie baut sich auf und baut sich auf, bis sie herausplatzen muss.
Aber ich werde mich nicht auffällig benehmen. Das Viertel ist zu ruhig. Ich bin drei Blocks von meinem Auto bis hierher zu Fuß gegangen und habe kaum jemanden gesehen. Kein einziges Kind. Sie hat sich natürlich nicht mit etwas umgeben, was sie nie haben wollte.
Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob sie sich selbst sehen wird, wenn sie mich sieht. Die gleiche Nase vielleicht? Der Mund, die Augen? Ihr eigenes Abbild in meinen Zügen? Es ist nicht ungewöhnlich, dass leibliche Mütter solche Dinge sofort bemerken.
Drei Stufen, dann bin ich oben auf der Veranda. Die Türglocke klingt unfreundlich, schrill, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie eine Glocke oder ein Summer sein will.
Sie öffnet die Tür. Das ist der Moment, auf den ich gewartet habe.
'Hallo, Mom.' Ich lasse die beiden Worte im Raum stehen, während tausend Fragen ihre Stirn furchen. Dann, als ihre Lippen zu beben beginnen und die Stille zu zerschneiden drohen, sage ich: 'Ich bin dein Sohn.'
'Ich habe keinen Sohn.'
Dieses Leugnen lässt sie hässlich aussehen. Ein besserer Mann, ein weniger verbitterter, wäre nun vielleicht am Boden zerstört. Aber ich habe diese Begegnung immer wieder durchgespielt, und ich werde mich nicht verleugnen lassen.
Ich zwinge mich zu einem Lächeln, und die Worte kommen mir leichter über die Lippen, als ich es mir jemals vorstellen konnte.
'Doch, du hast einen. Du hast mich vor zweiunddreißig Jahren im St. Vincent's Hospital in Cincinnati bekommen.'
Sie klappt schier zusammen und fasst sich mit den Händen an den Leib. Es ist, als würde die Erinnerung an die Wehen sie zerreißen. Sie weiß, sie kann sich nicht mehr heraus lügen. Ich kenne die Einzelheiten. Sie mag ihre Liebhaber belogen haben, den Ehemann, den sie drei Jahre lang hatte, aber sie kann mich nicht belügen.
'Ich weiß, es ist ein Schock, aber ich musste dich einfach sehen. Ich musste es. Es gibt nichts, wofür du dich zu schämen hättest, und ich habe niemandem etwas über dich erzählt. Wenn du willst, gehe ich und komme nie wieder. Du brauchst mich nie mehr zu sehen.' ...

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